Kürzlich benötigte ich für ein Projekt zur Evaluierung von Content-Migrationssoftware einen Sharepoint Testserver. Microsoft Sharepoint Server 2010 läuft gewöhnlich auf einem stark modifizierten Windows Server 2008 64-Bit 8-Core mit 8-16 GB RAM – nicht gerade ein Leichtgewicht, das man zu Testzwecken mal schnell nebenbei installieren möchte. Es gibt jedoch eine wirklich mit geringem Aufwand gangbare Möglichkeit, Sharepoint Server 2010 1 kostenlos zu testen, sogar auf einem Windows 7 System.
Virtuelle Maschine als dedizierter Server
Die Basis der Testinstallation bildet ein von Microsoft bereit gestelltes PowerShell Script, das jedoch nur auf einem frisch aufgesetzten und voll gepatchten Betriebssystem zuverlässig lauffähig sein dürfte. Außerdem empfiehlt es sich – wenn man Sharepoint Server 2010 objektiv evaluieren will – potenziell störende Fremdeinflüsse zu vermeiden und daher den Server ausschließlich als Sharepoint Server zu verwenden. Zusammen mit den recht hohen Hardware-Anforderungen (min. 4-8 GB RAM, Quad-Core, 80 GB HD) liegt es also nahe, den Server als dedizierte Maschine zu betreiben, beziehungsweise – falls man nicht gerade einen passenden Rechner ungenutzt rumstehen hat – als virtuelle dedizierte Maschine.
Windows 7 als kostenloses Betriebssystem
Wer keine Windows 7 Lizenz (min. Professional) übrig hat, kann sich für eine zeitlich begrenzte Evaluierung kostenlos behelfen, zum Beispiel durch den Download der Windows 7 Enterprise – 90-Tage-Testversion. Wer noch eine ungenutzte Lizenz hat, braucht diese übrigens 120 Tage lang nicht zu aktivieren, wenn er sie verwendet. Ein frisch installiertes Windows 7 fordert zwar spätestens nach 30 Tagen zur Eingabe des Lizenzschlüssels auf, dieser Countdown-Zähler lässt sich jedoch – völlig legal – dreimal zurücksetzen. Dazu wird einfach das zum Betriebssystem gehörende VBScript slmgr.vbs mit der Option /rearm aufgerufen. Nach 120 Tagen jedoch möchte Windows 7 dann endgültig den Product Key haben. Anyway – einige Lizenzen des hier beschriebenen Sharepoint Server 2010 Developer Paketes (z.B. Microsoft Office Professional Plus 2010 Trial) erlöschen bereits nach 30 Tagen.
Installation von SharePoint Server 2010
Nach dem Aufsetzen des Rechners bzw. der VM und der Installation eines gepatchten Windows 7, wird die im Microsoft Download Center 2 bereit gestellte SharePoint2010EasySetup.exe gestartet. Sie installiert auf dem System-Datenträger das Verzeichnis SharePoint2010EasySetup, aus dem sich zunächst im Browser die Webseite „SharePoint 2010 Developer Workstation Easy Setup Script” öffnet, die in die Thematik einführen soll. Es ist ratsam, sich durch die Informationen hindurch zu hangeln (insbesondere bezüglich der Anpassung der config.xml), auch wenn sie wirklich nicht sehr intuitiv aufgemacht sind.
In meinem Fall (frisches Windows 7 Ultimate 64bit, Quad-Core, 4 GB RAM, 80 GB Massespeicher auf VirtualBox 4.1.6) kann der Sharepoint 2010 Server ohne weitere Anpassungen aufgesetzt werden. Die dafür verantwortliche PowerShell Script Sammlung liegt in dem Verzeichnis SharePoint2010EasySetup\Labs\EasySetup\Source und wird mit dem ebenfalls dort liegenden Run.bat als Administrator gestartet (Rechtsklick: Als Administrator ausführen). Das Skript verlangt manchmal Nutzereingaben, wahrscheinlich auch zunächst einen Neustart, um die UAC Benachrichtigungen zu deaktivieren. Danach (gegebenenfalls neu aufgerufen) lädt das Script alle nötigen Komponenten selbsttätig aus dem Internet, installiert sie und nimmt die nötigen Konfigurationen des Betriebssystems vor – was sich durchaus länglich gestalten kann, sprich: einige bis viele Stunden. Ein paar rote Fehlermeldungen (z.B. „Die Eigenschaft CurrentRebootAttempts ist im Pfad HKEY_LOCAL_MACHINE\SOFTWARE\Microsoft\ServerManager nicht vorhanden.”) sind normal und nicht unbedingt besorgniserregend.
Die wesentlichen installierten Komponenten:
- SharePoint Server 2010 + pre-requisites (Standalone)
- Visual Studio 2010 Ultimate Edition
- Silverlight 4 Tools for Visual Studio
- Expression Studio 4 Ultimate
- Open XML SDK
- Visual Studio SDK
- Visual Studio SharePoint Power Tools
- Office 2010 Professional Plus
- SharePoint Designer 2010
- Visio 2010
Zuletzt erzeugt das Skript eine StartUp-Sequenz, durch die der Sharepoint Server bei jedem Booten automatisch aufstartet. Sobald die erlösende Mitteilung „Setup completed” erscheint und das Installationsskript sich beendet, kann es also nach einem Reboot losgehen:
Weiterführende Informationen für Sharepoint Entwickler
Einen ersten Überblick über das Zusammenspiel der verschiedenen Komponenten der Sharepoint Server 2010 Developer Plattform können sich Entwickler beispielsweise anhand der Infos auf der Microsoft Webseite „SharePoint 2010: Evaluierungshandbuch und exemplarische Vorgehensweisen für professionelle Entwickler” verschaffen.
Fußnote 1:
Die Farm-Lizenz nennt sich „SharePoint Server Trial with Standard Client Access License”, an anderen Stellen ist von „Sharepoint Server 2010 Developer” die Rede. Nun ja, die Feinheiten des Sharepoint-Lizenzmodells gehören schon seit jeher zu den größeren Mysterien der IT-Welt. Zur Aktivierung von Enterprise-Features (Erweiterung der Standard Edition mit erweiterten Informations- und Datenverwaltungsfunktionen, z.B. webbasierten Formularen und Business Intelligence in Echtzeit mit PerformancePoint und Excel Services) wird jedenfalls ein Product Key benötigt.
Fußnote 2:
Direkte Download-Adresse: SharePoint2010EasySetup.exe