Das Internet hat gerade sein 20jähriges Jubiläum gefeiert. E-Commerce bzw. E-Payment fühlen sich aber bisweilen immer noch so an, als sei man in den allerersten Anfängen.
Ich brauchte auf die Schnelle ein neues Notebook. Als routinierter Online-Shopper sollte ich das in ein paar Minuten erledigt haben.
Dell macht im Online-Shop falsche Angaben
Meine erste Wahl fiel auf das Dell XPS 13 2015. Ich bestellte es am 30.5. per Kreditkarte (Santander) direkt im Dell-Shop. Der Versand sollte angeblich innerhalb 3-5 Arbeitstagen erfolgen, wonach ich das Ultrabook spätestens um den 6. Juni in den Händen hätte.
Stattdessen erhielt ich eine Auftragsbestätigung, die als Lieferdatum „am oder vor dem 2015-06-16“ angab. Alles klar, Dell kann das Teil offenbar noch gar nicht liefern. Übles Foul! Bei unseriösen Geschäftspartnern kaufe ich generell nichts, also stornierte ich die Bestellung, was mir am Folgetag mit dem kryptischen Hinweis bestätigt wurde: „Der Betrag wurde von Ihrer Kreditkarte nicht abgebucht, dieser wurde nur reserviert. Die Reservierung wird in wenigen Tagen ablaufen.“
Santander lässt mir das Blut in den Adern gefrieren
Zweiter Versuch. Ich entscheide mich nun für ein vergleichbares Asus Zenbook bei notebooksbilliger.de; mit diesem Versandhändler hatte ich bereits eine positive Erfahrung gemacht. Bei Bezahlung mit Kreditkarte erfolgt die Lieferung ohne Zusatzkosten. Wie bereits unzählige Male zuvor, hacke ich also meine Kreditkartendaten in das bekannte Abfragefenster ein, klicke auf den Bezahlbutton und – es erscheint ein neues Kreditkartenfenster, diesmal mit Branding von Santander. Der neue Requester ist noch unausgefüllt. Panik befällt mich, denn dass ich zweimal hintereinander die selben kritischen Daten in verschiedene Fenster eintragen soll, erscheint mir höchst unwahrscheinlich. Hatte ich soeben meine Daten nebst Sicherheitscode in ein Phishing-Tool eingegeben? Handelt es sich bei dem neuen Fenster um einen Betrugsversuch? Immerhin verspricht die URL eine gesicherte Verbindung zu Santander. Dass aber diese Bank hier nicht nur wiederholt meine Kreditkartendaten, sondern noch zusätzliche sensible Daten wie Geburtsdatum und Anschrift haben möchte, passt mir gar nicht. Da letztlich auch noch die Kontonummer des verknüpften Girokontos verlangt wird – die ich in diesem Moment gar nicht parat habe – muss ich notgedrungen den Kaufprozess abbrechen.
Amazon hat’s nicht im Programm
Dritter Versuch. Da Amazon angekündigt hat, in Zukunft auch in Deutschland Steuern zahlen zu wollen, könnte ich ja auch dort bestellen. Doch leider kann Amazon das gewünschte Modell gar nicht ab Lager liefern.
Kreditkarte verbrennt Alternate-Konto
Vierter Versuch. Auch Alternate hat das gewünschte Produkt zu einem vernünftigen Preis als lieferbar im Programm. Da ich schon zahlreiche Käufe problemlos bei diesem Händler getätigt hatte, logge ich mich also dort ein und lege los. Doch als ich versuche mit meiner Kreditkarte zu bezahlen, wird mir sofort mitgeteilt, dass diese gesperrt sei. Darüber hinaus verweigert nun der Alternate-Shop jeglichen Versuch, auf eine andere Zahlungsweise auszuweichen. Die Ware liegt im Warenkorb, aber der Checkout ist unmöglich.
Als Gast per Paypal geht’s schließlich
Fünfter Versuch. Ich steuere erneut notebooksbilliger an, und bestelle unter Umgehung meines Kundenkontos (Cookies etc. gelöscht) als Gast. Die Bezahlung per Paypal (17,53 EUR zusätzliche Transaktionsgebühren) funktioniert sofort, die Ware ist am folgenden Morgen bei mir.
Fragen über Fragen
Derzeit sind mir weder der genaue Mechanismus noch die Ursachen und Folgen dieses E-Commerce-Desasters bekannt. Werde ich mein Konto bei Alternate jemals wieder benutzen können? Ist meine Kreditkarte gesperrt bzw. sollte ich mir eine Kreditkarte von einem anderen Anbieter zulegen, damit mir so etwas nicht noch einmal passiert? Hat Dell die Sperrung meiner Kreditkarte zu verantworten, oder haben Santander bzw. notebooksbilliger hier Mist gebaut? Wieso verbrennt ein Kaufvorgang, der online eine kleine Routine sein sollte, plötzlich einen ganzen Arbeitstag? Und warum bin ich – nicht zum ersten Mal – gezwungen, das mir höchst unsympathische Paypal zu verwenden, weil alles andere einfach nicht richtig funktioniert?