Mit HTML5 kommen neue semantische Elemente wie article, header, footer und nav, sie dienen der inhaltlichen Gliederung von Webseiten. Beispielsweise soll ein article-Element einen eigenständigen Artikel innerhalb einer Webseite kennzeichnen – eigenständig in dem Sinne, dass ein solcher Artikel in gleicher Form auch in anderem Kontext verwertbar wäre. Ein article-Element wird durch die Tags <article>
und </article>
eingeschlossen.
Das article-Element hinsichtlich SEO
Traffic-Analysen zeigen, dass Google, insbesondere bei neu publizierten Webseiten, gerne auf falsche Adressen verweist, d.h. weiter geleitete Suchanfragen landen nicht auf der Seite des passenden Artikels, sondern auf anderen Seiten, die Teile jenes Artikels lediglich in Form von Querverweisen oder Teasern enthalten. Google kann in solchen Fällen offenbar nicht erkennen, wo sich auf einer Webseite der wesentliche Content befindet und wo Navigation. Im Sinne der Suchmaschinenoptimierung läge es daher tatsächlich nahe, einen Artikel als solchen auszuzeichnen und ihm somit entsprechende Prominenz zu verleihen.
Die Kehrseite der Medaille ist natürlich, dass sich Tags auch missbräuchlich verwenden lassen, um Suchmaschinenergebnisse – entgegen dem Sinne des Erfinders – zu manipulieren. Google wird daher solchen Auszeichnungen nicht ohne Weiteres „Glauben schenken”, sondern sie, auf Plausibilität geprüft, nur als eines von vielen Kriterien in seinen Bewertungsalgorithmus einfließen lassen.
Übrigens hat die Verwendung des article-Elements auch Einfluss auf die hx-Struktur einer Website, denn ein Artikel kann als oberste Hierarchieebene, unabhängig von der übergeordneten Webseite, Gliederungsebenen ab h1 verwenden. Insofern reicht es im Sinne einer Suchmaschinenoptimierung gewöhnlich nicht aus, <article>-Strukturtags einfach nur einzufügen, sondern es muss auch die hx-Gliederung neu evaluiert werden.
Mögliche SEM-Nachteile beim Einsatz semantischer Tags
Doch Vorsicht! Wer sich nun daran machen möchte, seine Website bzw. sein CMS entsprechend zu überarbeiten, sollte sich zunächst kurz noch einmal vor Augen führen wie Google funktioniert. Der Suchmaschinenriese möchte einerseits die Suchenden befriedigen um seine Marktanteile zu verteidigen, d.h. auf möglichst relevante Inhalte verweisen; andererseits möchte er möglichst viel Werbeumsätze erzielen. Fremde Webseiten sind für Google lediglich ein notwendiges Mittel zum Zweck, die Win-Win-Situation zwischen Google und den Betreibern von Websites ist gleichermaßen fragil wie vielschichtig.
Wenn man sich die wirkenden Mechanismen klarmacht, verwundert es nicht, dass SEO-Optimierer aus den USA berichten, der Einsatz semantischer Tags würde dazu führen, dass Google seltener auf Navigationsseiten verweise. Ich konnte diesen Effekt bei meinen eigenen SEO-Analysen (die sich bisher praktisch ausschließlich auf den europäischen Markt beschränkten) zwar noch nicht selbst feststellen, aber er erscheint mir durchaus plausibel, denn Google verdient im Endeffekt eindeutig mehr, wenn die Navigation der User so lange wie möglich auf den Google-Seiten stattfindet.
SEO Chancen und Risiken im Überblick
- Möglicherweise wirkt sich Verwendung der neuen semantischen HTML5-Tags generell positiv auf das PageRanking aus.
- Möglicherweise bewirken die neuen semantischen HTML5-Tags eine adäquatere Bewertung durch Suchmaschinen.
- Möglicherweise bewirken die neuen semantischen HTML5-Tags Traffic-Einbußen bei Navigationsseiten ohne Artikel.
- Die Einführung der neuen semantischen HTML5-Tags sollte mit einer Überprüfung und gegebenenfalls Überarbeitung der gesamten hx-Struktur einhergehen.
Das article-Element hinsichtlich Web Content Migration
Wenn beim Wechsel des Content Management Systems – wie es letztlich meist der Fall ist – eine vollautomatische Migration des Contents aus verschiedenen Gründen nicht in Frage kommt, bieten sich oft halbautomatisierte Verfahren auf der Basis von Spidering und Patternmatching an. Die erste Hürde, die sich dabei gewöhnlich in den Weg stellt, besteht darin, dass sich der eigentliche Content einer Website – also der „article” – schlecht identifizieren lässt. Der Anfang des Artikels ist in den meisten Fällen noch zuverlässig (beispielsweise durch ein Tag wie <div class="content">
) auszumachen, das Ende jedoch nur sehr fehlerträchtig durch eines von vielen </div>
. Daher besteht ein wesentlicher Vorbereitungsschritt von Web Content Migrationsprojekten oft im Einfügen semantischer Auszeichnungen durch das CMS. Dies kann durch die neuen HTML5-Tags erfolgen oder natürlich auch durch eigene Auszeichnungen oder Kommentare wie zum Beispiel <!-- Begin Content -->...<!-- End Content -->
. Der Effekt hinsichtlich der Content Migration wäre der selbe, die Nebeneffekte hinsichtlich SEO und SEM würden sich jedoch deutlich unterscheiden.